Institut für Musikwissenschaft
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Planung der Arbeitsphasen

Nicht nur bei großen Projekten wie Abschluss- oder Doktorarbeiten, auch bei Seminararbeiten mit kürzeren Bearbeitungszeiten ist es sinnvoll, vor Beginn der Arbeit einen Arbeitsplan zu erstellen. Er dient dazu, alle notwendigen Schritte bis zum fertigen Text vorzustrukturieren, und stellt zudem ein Gerüst dar, das jedem Bereich einen klar abgegrenzten Zeitraum vorgibt und so nicht zuletzt bei der Selbstdisziplinierung hilft: der Blick auf noch zu Erledigendes verhindert ein Verheddern in Einzelbereichen.

Je nach Umfang von Arbeit und Bearbeitungszeit können die folgenden Punkte einige Tage bis hin zu mehreren Monaten umfassen. Bei großen Aufgaben empfiehlt sich in der Regel eine nochmalige Untergliederung in Teilaufgaben, die sich freilich nach dem konkreten Gegenstand (und damit etwa nach der Verfügbarkeit von Quellen, der Beschäftigung mit einzelnen Werken usw.) richten müssen. Zweifellos bedingen und beeinflussen sich einige Arbeitsschritte gegenseitig, gelegentlich machen neue Erkenntnisse in späten Phasen eine Rückkehr zu früheren Arbeitsschritten unvermeidbar.

  1. Themenfindung und Vorstrukturierung. Die Formulierung einer (wenn auch vorläufigen) Leitfrage sollte stets an erster Stelle stehen, um dem Arbeiten eine Richtung zu geben. Auf ihrer Grundlage kann zumeist auch schon eine Art Grobgliederung aufgestellt werden, die die Großbereiche der Arbeit eingrenzt und eine grundsätzliche Struktur für das weitere Vorgehen vorgibt. Nach Möglichkeit sollte hier schon der Kern der relevanten Quellen festgehalten werden. Aus diesem Grund hängt dieser Schritt eng mit dem folgenden zusammen:
  2. Recherche. Die Beschaffung der zentralen Quellen (also des in Frage stehenden Musikstücks, theoretischen Textes usw.) steht an erster Stelle: Wenn diese Quellen nicht auffindbar oder erreichbar sind, muss gegebenenfalls die Fragestellung angepasst werden. Mit den oben dargestellten Hilfsmitteln kann sodann Literatur, die sich explizit auf das Thema bzw. auf die Leitfrage beziehen, aber ebenso solche zum weiteren Kontext beschafft werden.
  3. Sichtung der Quellen und Literatur. Die Ergebnisse der Recherche müssen genau verarbeitet werden, es empfiehlt sich ein Vorgehen „vom Großen zu Kleinen“, d. h. von Überblicksdarstellungen zu Spezialuntersuchungen. Achten Sie auf gezieltes Arbeiten: Untersuchen Sie Quellen mit Umsicht, aber mit der nötigen Konzentration auf Ihre Fragestellung. Den zielgerichteten Umgang mit Sekundärliteratur haben Sie bereits im Kapitel zum Exzerpt kennengelernt.
  4. Erste Revision. Die Resultate der Beschäftigung mit Quellen und Literatur werden unter Umständen erfordern, auf die beiden vorherigen Punkte zurückzugehen: Häufig müssen Fragestellung und/oder Gliederung an neue Erkenntnisse aus der Sekundärliteratur oder an neue Impulse und Akzente aus der Beschäftigung mit den Quellen angepasst werden, was dann eine erneute Recherche nach sich ziehen kann, die den neuen Fokus berücksichtigt.
  5. Gliederung und Einteilung. Anhand der nun vorliegenden Kenntnisse sollten Sie in der Lage sein, eine tragfähige und zielgerichtete Gliederung aufzustellen, die sich natürlich im Laufe der weiteren Arbeit in Details noch verändern kann. Wichtig ist die Festlegung nicht nur für den logischen Aufbau der Arbeit, sondern auch für den weiteren Arbeitsplan: Die Ausarbeitung der einzelnen Kapitel und Arbeitsbereiche sollten nun mit ungefähren zeitlichen Vorgaben strukturiert werden.
  6. Ausarbeitung. Dieser Schritt bringt all Ihre Erkenntnisse, Gedanken und Argumente in eine zusammenhängende Form. Achtung: Auch wenn die Arbeit oder einzelne Kapitel bereits in ihrer Struktur in Stichpunkten vorliegen, sollten Sie hier genügend Zeit einplanen! Wer sich sagt „Ich muss es ja nur noch aufschreiben“, der täuscht sich zumeist. Die richtige Formulierung will wohlüberlegt sein, zudem offenbaren sich beim Schreiben manchmal inhaltliche oder logische Lücken in der Argumentation, über die Sie dann nicht einfach hinweggehen dürfen. Vielmehr sollten Sie gerade an solchen Stellen die Chance nutzen, ihre Ausführung überzeugend zu gestalten, indem Sie weitere Argumente sammeln und sich vielleicht auch trauen, einmal querzudenken. Aber: Warten Sie mit dem Schreiben/Ausformulieren nicht zu lang! Jeder Text, sei er noch so vorläufig, ist für das Fortkommen der eigenen Gedanken und der Arbeit besser als kein Text. Umso wichtiger ist dabei der nächste Schritt:
  7. Textrevision. Haben Sie einmal einen selbst formulierten Text vor sich, wird es Ihnen umso leichter fallen, Details zu berücksichtigen, die endgültige Stichhaltigkeit Ihrer Argumente zu überprüfen und unscharfe Formulierungen zu verbessern. Zögern Sie auch nicht, solche frühen Entwurfsfassungen Personen vorzulegen, denen Sie vertrauen. Gerade im englischen Sprachraum gehört es (zumindest bei Texten, die zur Publikation bestimmt sind) gewissermaßen zum guten Ton, mehrere Entwürfe intensiv zu diskutieren, bevor eine finale Form erreicht ist. Dieser Schritt kann viel Zeit in Anspruch nehmen und mitunter mehrmaligen Austausch erfordern. Ihrem Text wird das aber in jedem Fall sehr nützen.
  8. Redaktion. Haben Sie alle inhaltlichen Korrekturen und Anmerkungen verarbeitet, sollten Sie nun einen überzeugenden Text vor sich haben. Erst jetzt ist es sinnvoll, sich an die redaktionelle Arbeit zu machen: Hier gilt es, das Layout zu vereinheitlichen (was durch die Formatvorlage, die Sie benutzt haben, schnell gehen dürfte), ggf. Notenbeispiele und Anhänge einzufügen, ein Literaturverzeichnis mit allen zitierten Titeln zu erstellen und etwaige interne Verweis zu setzen. Große Aufmerksamkeit sollten Sie in diesem Schritt dem (mehrmaligen!) Korrekturlesen schenken. Bei der Vorbereitung wissenschaftlicher Texte, besonders für die Publikation, ist es üblich, zumindest in einem Redaktionsdurchgang durch den unvoreingenommenen Blick einer Vertrauensperson letzte Tippfehler zu beseitigen.
  9. Endspurt. Nachdem Sie alle Kommentare und Anmerkungen, Notenbeispiele usw. eingearbeitet haben, sollten Sie die Fassung des Dokumentes, die Sie einreichen werden, noch einmal konzentriert und genau durchgehen. Nichts ist ärgerlicher, als im gehefteten oder im Falle größerer Arbeiten gar gebundenen Produkt Ihrer Mühen noch fehlende Buchstaben oder verrutschte Absätze zu entdecken.

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