Allgemeine Gastvorträge
Leonard Bernstein – Die Kunst des Dirigierens
Donnerstag, 3. Juli 2014
Im Rahmen der Vorlesung Leonard Bernstein sprach der Potsdamer Dirigent und Musikwissenschaftler Dr. Knut Andreas, der 2008 am Institut für Musikwissenschaft der LMU promovierte, mit Prof. Dr. Wolfgang Rathert über Leonard Bernstein als Dirigent. Es wurden Ausschnitte aus der amerikanischen Fernsehproduktion The Art of Conducting, die Bernstein 1955 im Rahmen seiner Omnibus-Serie realisierte, sowie Beispiele aus seinen Aufführungen und Proben von Igor Strawinskys Le Sacre du Printemps (1958, 1972 und 1987) gezeigt.
Kein Vergleich!? Transatlantische Forschung am Beispiel der afro-brasilianischen Capoeira
Donnerstag, 5. Juni 2014
Prof. Dr. Christine Dettmann (Rostock/München) hielt einen Vortrag im Bereich der Ethnomusikologie, die im anglo-amerikanischen Raum als Nachfolgedisziplin der Vergleichenden Musikwissenschaften entstanden ist. Dabei hat sie sich von der vergleichenden Methode – einst genutzt für ideologisch besetzte Spekulationen um den Ursprung und die Entwicklung von musikalischen Phänomenen – weitgehend distanziert. Dies ist möglicherweise der Grund, dass bis heute nur zögerlich Forschungen zu einer transatlantischen Musikgeschichtsschreibung vorgenommen werden. Doch die Fragen, insbesondere zur Geschichte von afrikanisch beeinflusster Kultur in der Neuen Welt, bleiben.Im Rahmen eines interdisziplinär angelegten Projekts nahm Christine Dettmann an filmisch dokumentierten Feldforschungen im Südwesten Angolas teil.* Diese Region Afrikas gilt seit einigen Jahrzehnten als Geburtswiege der afro-brasilianischen Kampfkunst Capoeira, in der Musik ebenfalls eine besondere Rolle zukommt. Der Vortrag zeigt Perspektiven und Grenzen vergleichender transatlantischer Forschung auf, u.a. am Beispiel des Musikbogens – „berimbau“ in Brasilien, „mbulumbumba“ in Angola – um abschließend sowohl die Herausforderung als auch die Verantwortung von afrikanisch-amerikanischer Musikforschung zu kennzeichnen.
* AHRC Projekt „The Angolan Roots of Capoeira: Transatlantic Links of a Globalised Performing Art” (University of Essex, UK, 2010-2013)
Der idealisierte Apoll - Mozart-Porträts und die Frage nach Echtheit
Donnerstag, 15. Mai 2014
Heute lassen sich nur noch wenige Bildwerke aus Mozarts Lebzeiten nachweisen. Gleichzeitig ist das Interesse an "authentischen" Mozartporträts ungebrochen. Alles, was Mozart umgibt, wird geradezu ehrfurchtsvoll behandelt, als sei ein Abbild ein Spiegelbild seiner Musik und als seien Bildwerke von ihm gleich Reliquien. Diese Entwicklung ist nicht neu. Im Vortrag von Dr. Christoph Großpietsch wurden die bekannten authentischen Bildwerke vorgestellt, deren Zahl seit dem Porträtkatalog von Zenger und Deutsch vor über 50 Jahren nur wenig gestiegen ist. Es stand auber auch die Frage im Raum, warum es immer wieder eine Idealisierung des Komponisten im Bild gegeben hat. Denn durch dessen Zeitgenossen ist vielfach nachgewiesen: Ein hübscher Mensch, ein (optischer) Apoll, war Mozart ganz und gar nicht.
Die Klaviermusik Charles Valentin Alkans
Donnerstag, 12. Dezember 2013
Dr. Hartmut Lück (Bremen) sprach über das klaviermusikalische Schaffen Alkans.
Sein Vortrag beleuchtete folgende drei Bereiche: die weiträumige, orchestrale Klangkonzeption, die neuen formalen Entwürfe wie z.B. in der Grande Sonate und der humoristische Ansatz in den überwiegend späten Miniaturen wie den Esquisses.
Alkan führte, wie Chopin und Liszt, die klassisch-frühromantische Tradition auf schöpferische und innovative Weise weiter, indem er auch die stürmische Entwicklung des Klavierbaus beobachtete, woraus er wie Liszt entscheidende ästhetische Konsequenzen zog. Alkan betrat aber nicht nur in spieltechnischer Hinsicht neue Bahnen, sondern zeigte, bei aller Verwurzelung in der Tradition, formal und konzeptionell völlig neuartige, ja visionäre Züge in seinem Schaffen.
Dies betrifft sowohl seine großformatigen, monumentalen Werke wie die Etüden oder die Grande Sonate op. 33 als auch poetische Miniaturen von klangfarblichem wie auch humoristischem Reiz.
Passend dazu interpretierte der Münchner Pianist Kilian Sprau, der kurzfristig als Ersatz gewonnen werden konnte, entsprechende Klavierwerke von Charles Valentin Alkan.
(Mis-)Promoting Wagner: The View from Weimar
Donnerstag, 27. Juni 2013
Der erste größere Versuch, Richard Wagner publizistisch zu fördern, erfolgte - jenseits der Bemühungen von Theodor Uhlig und Wagner selbst – durch die literarischen Aktivitäten des Kreises um Liszt und Raff in Weimar sowie Franz Brendel in Leipzig. Die Mitglieder der Achse Weimar-Leipzig halfen, Wagners Namen, Musik und Gedanken in den Diskursen des deutschen Musiklebens der frühen 1850er Jahre zu verankern, doch rief ihre Förderung häufig die private und öffentliche Missbilligung Wagners hervor.
Der Vortrag von Prof. Dr. James Deaville (Carleton University, Ottawa/Canada) untersuchte die Gründe von Wagners Motiven und Argumenten, die sich in seinen offenen Briefen als Reaktion auf die Schriften Liszts, Brendels und anderer Anhänger der Neudeutschen Schule und in seinem Briefwechsel mit Uhlig niederschlugen.
Big Songs and Little Words in Douce 308: A Challenge to Genre, Gender, and Notation in Late Thirteenth-Century Music
Freitag, 21. Juni 2013
Prof. Elizabeth Eva Leach (University of Oxford) sprach über die Quelle Oxford, Bodleian, MS Douce 308 aus dem frühen 14. Jahrhundert.
Oxford, Bodleian, MS Douce 308 is a large early fourteenth-century source containing romances in prose and poetry, two tournament poems (one allegorical, one historical), and a huge body of lyric texts. In addition, miniatures illustrate tournaments, dancing, singing, and playing. This paper will ask what this book can tell us about song, a practice which was central to courtly life in the later Middle Ages, but whose notated traces are fraught with difficulty in their interpretation.
The Tournoi de Chauvency contained in the centre of Douce 308 describes the place of song within an elaborate courtly entertainment lasting several days, and makes it clear that singing was central to physical actions that were led by women but involved nobles of both sexes: processing, dancing, playing games, and masquerade. The manuscript itself presents the verbal texts of some of these songs and others like them but the absence of musical notation has led to the neglect of this book as a musical source.
This paper will argue that this manuscript’s musicality must be recognized as important for the history of court life, literature, and music. I will argue that the notation of song in this manuscript (by means of verbal text alone), can be read as a partial form of musical notation given the cultural context for these particular songs. The surprising importance of motet texts to this courtly song tradition will reveal a new kind of audience for motets in the later thirteenth century.
Kulturelle Identitäten im späten Mittelalter: Zur Handschrift Turin, BNU J.II.9
Montag, 17. Dezember 2012
Prof. Dr. Karl Kügle sprach über die spätmittelalterliche Handschrift Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria J.II.9. Die Herkunft dieser ist nicht unumstritten: zwar kann kein Zweifel bestehen, dass das Repertoire des Codex mit der Lusignan-Monarchie auf Zypern im frühen 15. Jahrhundert in Verbindung steht, welcher Art genau jedoch diese Verbindung ist und wie sich diese wiederum zur Entstehung der Handschrift verhält, steht auf einem anderen Blatt. Neue Erkenntnisse zur Herkunft des bisher nicht identifizierten Wappens auf Folio 1r führen zu der Frage, welche Funktion die Musik des Codex sowie der Codex selbst als Kunst- und Luxusobjekt in der Identitätskonstruktion der Auftraggeber erfüllt haben könnte. Die Antwort darauf dürfte einerseits in einer Semiotik der jeweiligen Gattungen zu suchen sein, zum anderen in der Performanz eines kulturellen Habitus, den sich die Auftraggeber zu Eigen zu machen suchten.
Musikalisches Ehrengedächtnis: Bemerkungen zur protestantischen Funeralkomposition des 17. Jahrhunderts
Donnerstag, 05. Juli 2012
Die gattungsmäßige und stilistische Vielfalt der protestantischen Funeralmusik ist im 17. Jahrhundert nicht zuletzt im Kontext einzelner Lokaltraditionen zu sehen (Leipzig, Nürnberg, Königsberg, Hamburg etc.). Der Vortrag von Dr. Peter Schmitz (Münster) beleuchtete anhand ausgewählter Beispiele vor allem die konfessionelle Gebundenheit jener Werke an spezifische Diesseits- und Jenseitsvorstellungen. Darüber hinaus wurde die Bedeutung und Praxis des Leichensingens vor dem Hintergrund sozialer und ästhetisierter Regularien der Begräbniskultur in den Blick genommen.
Johannes Brahms, Clara Schumann und die Ästhetik der Gavotten-Rezeption in der Salonkultur der Bismarckzeit
Mittwoch, 09. Mai 2012
Der Gastvortrag von Dr. Matthew Werley (University of East Anglia, Norwich) thematisierte das eigenartige Phänomen, dass in Deutschland ab den 1870er Jahren plötzlich hunderte von Gavotten erschienen. Das hochschnellende Interesse im frisch vereinigten Reich für diesen antiquierten französischen Tanz aus dem 16. Jahrhundert wirft eine Reihe von Fragen politischer, kultureller und ästhetischer Art zum Musikkonsum und Musizieren in bürgerlichen Salons auf, wofür die meisten dieser Gavotten geschrieben wurden.
Komponistengespräch mit Prof. Dr. Dieter Schnebel
Donnerstag, 26. Januar 2012
Im Rahmen der Vorlesung "Geistliche Musik im 20. Jahrhundert" sprach Dieter Schnebel zum Verhältnis von Theologie, Kirche und musikalischer Avantgarde im 20. Jahrhundert. Er kommentierte seine eigenen geistlichen Kompositionen, insbesondere seine Dahlemer Messe (1984/87). Als weitere Gesprächspartnerin wirkten Dr. Jutta Höcht-Stöhr, Leiterin der Evangelischen Stadtakademie München, mit.
Die Bogenhauser Künstlerkapelle
Donnerstag, 20. Oktober 2011
Mit drei Vorträgen wurde einer vergessenen Avantgarde der Alten Musik in München auf die Spur gegangen: PD Dr. Martin Kirnbauer (Basel) sprach über "Mehr als eine Fußnoten - Die "Bogenhauser Künstlerkapelle", ein frühes Ensemble Alter Musik". Thilo Hirsch (Basel) thematisierte die Musik und die Instrumente der Bogenhauser Künstlerkapelle. Dr. Josef Focht (München) beleuchtete das Münchener Musikleben der Prinzregentenzeit.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum fand ein Konzert mit dem ensemble arcimboldo (Basel) statt. Es wurde Originalrepertoire der Bogenhauser Künstlerkapelle und Auftragskompositionen dargeboten.
Franz Liszt - Biographie eines Superstars
Donnerstag, 28. Juli 2011
Zum Abschluss der Vorlesung Franz Liszt von Prof. Dr. Wolfgang Rathert ist Dr. Oliver Hilmes, der Autor des Buches "Franz Liszt - Biographie eines Superstars" zu Gast. Im Anschluss an die Vorlesung besteht die Möglichkeit, das Buch zu erwerben und vom Autor signieren zu lassen.
Ein verhinderter Komponist? Adolf Sandberger auf dem Münchner Lehrstuhl für Musikwissenschaft
Dienstag, 12. Juli 2011
Den letzten Vortrag im Sommersemester 2011 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Instituts hielt Dr. Christian Leitmeir (Bangor University, Großbritannien). Er sprach über Adolf Sandberger, den ersten Ordinarius des Instituts für Musikwissenschaft der LMU München.
Daran schloss sich ein Konzert mit Werken von Adolf Sandberger (Klaviertrio op. 20 sowie ausgewählte Lieder) an. Interpreten waren das Trio Movimento und Anna Gabler, die Urenkelin des Komponisten und Musikwissenschaftlers.
Kurt Huber und die Volksmusikforschung
Mittwoch, 29. Juni 2011
Dr. Josef Focht hält im Rahmen des 100jährigen Jubiläums des Instituts für Musikwissenschaft den dritten Vortrag. Kurt Huber (1893-1943) zählt in der Erinnerungskultur der Nachkriegszeit zu den prominentesten Vertretern des Widerstands gegen das NS-Regime. Der Musikwissenschaftler und Psychologe verbrachte fast sein gesamtes akademisches Leben an der Universität München. Dabei stand das 'Volkslied' etwa zwei Jahrzehnte im Mittelpunkt seiner Beschäftigung und seiner Lehre am musikwissenschaftlichen Seminar. Der Vortrag beleuchtet Hubers Konzepte, Methoden und Ziele der Sammlung, Vermittlung und Edition des 'Volkslieds'.
Außenseiter oder Besserwisser? Zum Münchner Institut zu Zeiten von Thrasybulos G. Georgiades
Donnerstag, 09. Juni 2011
Den zweiten Gastvortrag im Rahmen des 100jährigen Bestehens des Instituts für Musikwissenschaft gestaltete Prof. Dr. Manfred Hermann Schmid von der Universität Tübingen.
Fruchtbare Wechselwirkungen - Carl Orff und die Münchner Musikwissenschaft
Mittwoch, 25. Mai 2011
Anlässlich des 100-jährigen Juibläums des Instituts für Musikwissenschaft sprach Dr. Thomas Rösch (Orff-Zentrum, München) über die Wechselwirkungen von Carl Orff und der Münchner Musikwissenschaft.
Zur Ehre der Heiligen - Mittelalterliche liturgische Gesangszyklen (Historiae) im süddeutschen Raum.
Montag, 07. Februar 2011
Gastvortrag von Prof. Dr. David Hiley (Universität Regensburg).
Erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das Tempo der wissenschaftlicher Erschließung der mittelalterlichen Repertorien an liturgischen Gesängen für die Festtage der Heiligen und insbes. der Lokalheiligen deutlich beschleunigt. Vernachlässigt wurden sie wegen ihrer im Vergleich zum ‘klassischen’ Gregorianischen Gesang späten Entstehung und anderer Machart und auch wegen des fehlenden Bedarfs in der modernen Kirchenpraxis. Das Referat stellt zunächst ein paar typische Beispiele für die Gesänge in ihrem liturgischen Kontext kurz vor, um einige ihrer Merkmale zu konkretisieren. Zweitens wird eine Übersicht über das erhaltene Repertoire im süddeutschen/alemannischen angeboten und die Kompositionstätigkeit in drei bedeutenden Zentren kurz referiert. Schließlich wird versucht zu erklären, worin das Hauptinteresse dieser Gesänge für den Musikforscher liegt.
Der kleine Grenzverkehr: Zur konfessionsüberschreitenden Übernahme und Anverwandlung von geistlicher Musik des 16. Jahrhunderts
Montag, 24. Januar 2011
Dr. Christian Leitmeir (Bangor University, Großbritannien) hält einen Gastvortrag beim Projekt „Humanistische Theorie der Musik im Wissenssystem ihrer Zeit“, SFB 573
Neben zahlreichen Bereichen des geistigen, religiösen und sozialen Lebens erfasste die Glaubensspaltung des Reformationsjahrhunderts auch die Kirchenmusik. Der Vortrag befasst sich aus der Perspektive der kirchenmusikalischen Praxis mit der Frage, inwieweit und unter welchen Bedingungen es auch weiterhin zum Austausch von Repertoire über die Glaubensgrenzen hinweg kommen konnte.
„Schumann, Beethoven und die Ferne Geliebte“
Donnertsag, 10. Juni 2010
Prof. Dr. William Kinderman (University of Illinois at Urbana-Champaign) spricht über das Thema: "Schumann, Beethoven und die Ferne Geliebte".
The Accidental Theorist: Music Theses in the German Renaissance Universities
Montag, 11. Januar 2010
Dr. Susan F. Weiss (Johns Hopkins University, Baltimore) spricht im Rahmen des SFB-Projekts Humanistische Theorie der Musik im Wissenssystem ihrer Zeit - Pluralisierung eines Kunstdiskurses über das Thema: "The Accidental Theorist: Music Theses in the German Renaissance Universities".