Franz Schubert
Die letzten drei Klaviersonaten
19.04.2018 um 20:00 Uhr
Auf dem Programm stehen die im September 1828 komponierten, wohl als Zyklus zu verstehenden letzten drei Klaviersonaten von Franz Schubert Sonaten c-Moll, A-Dur und B-Dur D 958–960.
Tobias Koch, einer der weltweit führenden Spezialisten für historische Tasteninstrumente, spielt auf dem institutseigenen, oberschlägigen Hammerflügel von Nanette Streicher (Wien 1825) – einem wundervollen Instrument, das die von Schubert einst imaginierte, ungemein farbenreichen Klanglichkeit der damaligen Wiener Klaviere ideal zu realisieren vermag. Mit einer kurzen Einführung von Prof. Dr. Hartmut Schick.
Eintritt frei. Um Spenden wird gebeten.
Donnerstag, 19. April 2018, 20:00 Uhr s.t.
Große Aula der LMU München
Geschwister-Scholl-Platz 1
Zum Instrument
Der Hammerflügel des Instituts für Musikwissenschaft, auf dem Tobias Koch heute Abend spielt, gehört zu einem Instrumententypus, von dem es weltweit nur noch wenige Exemplare gibt. Kaum eines davon ist noch spielfähig und kann für Konzerte genutzt werden. Es handelt sich um einen sechs Oktaven umfassenden, durchweg dreichörig besaiteten Hammerflügel der Wiener Firma „Nanette Streicher geb. Stein und Sohn“ aus dem Jahr 1827, mit der von eben dieser Firma 1823 entwickelten und patentierten „oberschlägigen“ Mechanik, bei der die Hämmer von oben auf die Saiten prallen statt von unten, weshalb sie dann durch Federn jeweils wieder zurückgeholt werden müssen. Dementsprechend muss auch die Tastatur höher liegen als üblich. Das Instrument wurde im Jahr 2002 von Robert Brown (Oberndorf a.d. Salzach) aufwendig restauriert und wieder spielbar gemacht.
Die Erbauerin des Instruments, Nanette Streicher, war 1769 in Augsburg als Tochter des renommierten Klavier- und Orgelbauers Johann Andreas Stein geboren worden und begann als Zehnjährige ihre Ausbildung zur Klavierbauerin. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm sie dessen Betrieb und zog 1794 zog nach Wien, wo sie ihre Werkstatt schnell als eine der führenden Wiener Klavierbau-Firmen etablierte, mit einer Jahresproduktion von bis zu 100 Instrumenten. Sie leitete dabei nicht nur, später unterstützt durch ihren Sohn Johann Baptist Streicher, die Geschäfte – was für eine Frau ungewöhnlich genug war –, sondern war auch handwerklich tätig; insbesondere leistete sie jeweils die für den Klang entscheidende mechanische und intonatorische Feinarbeit. Ab 1813 betreute sie nebenbei noch den chaotischen Haushalt von Beethoven, der die Streicherschen Klaviere außerordentlich schätzte. Auch Franz Schubert wird in Wien häufig auf Streicher-Flügeln gespielt und seinen Klangsinn daran geschult haben. Es fällt jedenfalls auf, dass gerade Schuberts Musik auf diesen Instrumenten besonders gut klingt und in einem Farbenreichtum erstrahlt, den heutige Konzertflügel nicht mehr zu erzeugen vermögen.