Die musikalisierten Licht-Räume der deutschen Nachkriegsavantgarde…
Am Institut für Musikwissenschaft startete im Januar 2018 ein neues interdisziplinäres DFG-Forschungsprojekt. Thema sind die Wechselwirkungen zwischen Musik und Bildender Kunst nach 1950.
Hinter der Metapher des "musikalisierten Licht-Raums" standen für den Komponisten Karlheinz Stockhausen wie für die Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO konkrete künstlerische Darstellungsgrößen. Während Stockhausen sein Musikverständnis verstärkt auf die Parameter der Räumlichkeit und Lichthaftigkeit stützte, entwarfen Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker mit ihren um die spatiale Entfaltung des Lichts kreisenden bildnerischen Kompositionen Settings, die spezifisch musikalische Strukturen unter den Vorzeichen einer transposition d'art bespiegeln. Die Tendenz zur Musikalisierung von Licht-Räumen zeigt sich im Œuvre Stockhausens bis hin zum Opernzyklus LICHT (2003) und prägt auch die nach der Auflösung der Gruppe ZERO (1958-1966) entstandenen Arbeiten Macks, Pienes und Ueckers.
Diese für die deutsche Kulturgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg signifikante intertextuelle Konstellation zwischen Musik und Bildender Kunst wurde von der Forschung bislang nicht thematisiert. Das Forschungsprojekt behebt dieses Desiderat und nimmt erstmals eine Gegenüberstellung der Werke von Stockhausen und ZERO unter musikalischen und musikphilosophischen Gesichtspunkten vor. Sein Ziel ist einerseits die Darstellung der wechselseitigen Bezüge auf künstlerische Strukturen. So werden Serialiät, Rhythmizität und Spektralität der ZERO-Kunst in ihrer Prägung durch kompositionstechnische Codes der Musik Stockhausens untersucht und, umgekehrt, die strukturellen Verweise von Stockhausens Werken auf die "Kompositionen" von ZERO identifiziert. Neben der Analyse von musikalischen Strukturparallelen leistet das Projekt andererseits die Erforschung des für Stockhausen und ZERO charakteristischen Raumverständnisses. Die intermodalen und immersiven Komponenten der ästhetischen Räume werden ergründet und schließlich in ihrem kunstreligiösen Gehalt historisch-kulturell in der Entstehungszeit verortet.
Als wissenschaftlicher Kooperationspartner fungiert die ZERO foundation, die im September 2017 eine kunsthistorische Forschungsinitiative zum Begriff der Struktur bei Mack, Piene und Uecker startete. Von diesem kunsthistorischen Vorhaben profitiert das kulturgeschichtlich relevante Projekt "Die musikalisierten Licht-Räume der deutschen Nachkriegsavantgarde", das die Rolle der Musik in der von den Umwälzungen des spatial und des luminous turn geprägten deutschen Nachkriegsavantgarde definiert.
MitarbeiterInnen