Institut für Musikwissenschaft
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Call for Papers

(Zu-)Hören

Im Zentrum der interdisziplinären Tagung stehen verschiedene geistes- und naturwissenschaftliche Perspektiven auf das „Hören“ und das „Zuhören“, zwei miteinander verwandte Wahrnehmungsweisen, die lexikalisch in vielen Sprachen ausdifferenziert sind (vgl. englisch hear und listen oder französisch entendre und écouter). Während das Hören ganz allgemein einen Prozess der auditiven Erfahrung bezeichnet, verweist das Zuhören konkret auf das Wahrgenommene und entspricht somit einem bewussten, kognitiv gerichteten und affektiv geneigten Perzeptionsvorgang. Die Trennlinie zwischen dem Hören und dem Zuhören, aber auch die Verbindungslinien zwischen diesen anthropologischen Wahrnehmungskonstanten sind für die unterschiedlichsten natur-, sozial- und geisteswissenschaftlichen Fachbereiche konstitutiv.

So sind das „Hören“ und das „Zuhören“ (sowie deren Verlust) wegen ihrer biologischen Fundierung ein grundlegendes Forschungsgebiet der Medizin und der Neurowissenschaften, aufgrund ihrer kognitiven Potentiale wichtiger Untersuchungsgegenstand der Linguistik und angesichts ihrer grundsätzlich um Wahrnehmungsgehalte sowie Begriffe wie „Achtsamkeit“ und „Empathie“ zentrierten Diskurse im Forschungsspektrum von Psychologie, empirischer Ästhetik und ästhetischer Philosophie verankert. Der Zuhörer als Adressat von Kompositionen spielt in der historischen wie systematischen Musikwissenschaft, hier vor allem in Akustik und Musikpsychologie, eine herausragende Rolle.

Die menschliche Fähigkeit, zu(zu)hören, ist nicht nur für die Kunstproduktion von Musikern und Literaten unabdingbar, sondern grundsätzlich für Wahrnehmung und Gedächtnis, Spracherwerb und Kommunikation konstitutiv. Aus der Zusammenführung der verschiedenen geistes- und naturwissenschaftlichen Sichtweisen auf das Hören und das Zuhören ergibt sich eine umfassendere Sicht auf diese anthropologischen Konstanten, die u.a. Pädagogen und Sozialwissenschaftlern in einer multikulturellen Gesellschaft neue Impulse geben und nicht zuletzt Hörgeräteakustikern in einer alternden Gesellschaft, in der Beeinträchtigungen beim „Hören“ und „Zuhören“ zunehmen, als Ausgangspunkte für technische Neuerungen dienen könnten.

Erwünscht sind Vorträge (ca. 30 Minuten) in deutscher oder englischer Sprache aus den Fachbereichen Medizin (insbesondere Neurowissenschaften), Psychologie, Philosophie, Sprachwissenschaft, Geschichte und Kunstwissenschaften sowie aus künstlerischem Umfeld und anwendungsorientierten technischen Disziplinen zum oben skizzierten Themenfeld des (Zu)hörens. Die Beiträge sollen im Anschluss an die Tagung in eine Publikation aufgenommen werden.

Themenvorschläge mit Kurzbiografien richten Sie bitte möglichst bis zum 7. November 2016 an die folgende E-Mail-Adresse:

Magdalena.Zorn@lmu.de

  • Dr. Magdalena Zorn
    (Institut für Musikwissenschaft, LMU München)
  • Prof. Dr. Ursula Lenker
    (Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft und Literatur des Mittelalters, LMU München)