Institut für Musikwissenschaft
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Salome (Band I/3b) und Elektra (Band I/4) erschienen

28.10.2021

Meldung vom 31.07.2021:

Jüngst sind die beiden Opernbände Elektra (Serie I, Bd. 4) und Salome: Weitere Fassungen (Serie I, Bd. 3b) erschienen. Die Herausgeber des Elektra-Bandes, Alexander Erhard, Sebastian Bolz und Adrian Kech, präsentieren den Notentext erstmals inklusive der vom Komponisten autorisierten Strich-Optionen. Die Herausgeberin des Salome-Bandes, Claudia Heine, stellt gleich zwei weitgehend unbekannte Fassungen vor: die originale von Strauss eingerichtete Französische Fassung von 1905 und die authentische Dresdner Retouchen-Fassung von 1929/30.

Weitere Fassungen der Salome erstmals als Partitur

Für die Französische Fassung der Salomé griff Strauss auf den französischen Originaltext des Theaterstücks von Oscar Wilde zurück und schrieb die Singstimmen seiner Oper vollständig neu, um sie an die Prosodie der Sprache optimal anzupassen. Diese Art der Umarbeitung in eine andere Sprache gilt als Unikum in der Operngeschichte. Nun liegt sie erstmals als Partitur gedruckt vor.

Auch die Dresdner Retouchen-Fassung von 1929/30 ist Teil des neuen Salome-Bandes. Sie ist eine Einrichtung für lyrischen Sopran in der Titelrolle, die 1930 in Dresden mit Maria Rajdl unter der Leitung von Strauss Premiere feierte. Er selbst lichtete hierfür gezielt die Orchesterbegleitung der Titelrolle, ohne die Gesamtbesetzung zu verändern. Strauss' Vorstellung einer idealen Besetzung hatte sich geändert: er wünschte sich eine lyrische Sopranistin als Besetzung; dieser Stimmtypus war für ihn mit einer kindlich-naiven Interpretation der Rolle verbunden. Die Retouchen-Fassung geriet ab den 1940er-Jahren in Vergessenheit, auch weil nur handschriftliche Quellen existierten. Nun steht diese Fassung erstmals gedruckt zur Verfügung.

Update 28.10.2021: Artikel von Michael Stallknecht im Feuilleton der SZ mit dem Titel "Salome reloaded" vom 27.10.2021: Link.

Update 15.11.2021: Interview mit Claudia Heine in BR Klassik in der Sendung "Allegro" vom 11.11.2021: Link zum Podcast.

Kritische Ausgabe von Elektra

Die zwischen 1906 und 1908 komponierte Elektra galt Richard Strauss in der Rückschau als Grenzüberschreitung. Neben die Größe des Orchesterapparats und die komplexe Polyphonie trat eine Harmonik, von der Strauss später behauptete, sie mit Abstand zum Werk selbst nicht ohne Weiteres auffassen zu können. Auch die sängerischen Anforderungen sind exorbitant. Nach ersten eigenen Dirigaten sah Strauss die Notwendigkeit, die „schlimmsten Steigerungen“ mit Rücksicht auf die Ausführenden abzumildern. Er nannte seinem Verleger Fürstner vier Striche und bat darum, diese den Theatern mit seiner Empfehlung mitzuteilen. Ebenfalls autorisiert ist eine zwei-aktige Fassung, die Strauss spätestens 1930 in einen Klavierauszug eintrug. Er teilte das Werk in der Mitte und strich dabei eine kurze Passage an der Aktgrenze. Sämtliche Striche gibt die Neuedition der „Kritischen Ausgabe“ im Notentext als optionale vide-Anweisungen wieder. Erläutert werden zudem die Hintergründe einer Fassung für reduziertes Orchester, die der Kapellmeister Otto Singer nach Strauss’ Vorgaben erstellte.

Umfangreiches Angebot auf der Online-Plattform

Unter www.richard-strauss-ausgabe.de ist zu beiden Bänden ein umfangreiches, kostenfreies Angebot an Briefen, Rezensionen und synoptisch aufbereiteten Darstellungen der edierten Gesangstexte im Abgleich mit ihren Vorlagen und dem Textbuch zu finden.