Institut für Musikwissenschaft
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Nachruf

Das Institut für Musikwissenschaft der LMU trauert um seinen verstorbenen langjährigen Ordinarius für Musikwissenschaft Prof. Dr. Theodor Göllner.

Geboren am 25. November 1929 in Bielefeld, studierte Göllner ab 1949 an der Universität Heidelberg Musikwissenschaft bei Thrasybulos G. Georgiades, Philosophie (bei Hans Georg Gadamer) und Lateinische Philologie des Mittelalters. Nach der Promotion in Heidelberg 1957 mit der Dissertation „Formen früher Mehrstimmigkeit in deutschen Handschriften des späten Mittelalters“ wurde er 1958 Lehrbeauftragter und 1962 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Musikwissenschaft der Universität München, an das er seinem Lehrer Georgiades gefolgt war. Dort habilitierte er sich 1967 mit einer zweibändigen Arbeit über die mehrstimmigen liturgischen Lesungen vom Mittelalter bis zu Heinrich Schütz und erhielt die Stelle eines Universitätsdozenten. Im gleichen Jahr ging er als Gastprofessor an die University of California, Santa Barbara, wo er anschließend als Professor für Musikwissenschaft wirkte.

1973 folgte Göllner einem Ruf auf den Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der LMU München und übernahm bis zu seiner Emeritierung 1997 die Leitung des Instituts für Musikwissenschaft. 1982 wurde er Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Vorsitzender von deren Musikhistorischer Kommission, die die Orlando di Lasso-Ausgabe und das Lexicon musicum Latinum medii aevi betreute. Von 1981 bis 2001 war er zudem Vorsitzender der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte. Ausgehend von der Musik des Mittelalters, insbesondere der frühen Mehrstimmigkeit und den Anfängen der Orgelmusik, galt sein Forschungsinteresse dem Verhältnis von Aufführungstradition, Notation und Komposition in Mittelalter und Früher Neuzeit sowie der Wechselwirkung von „vokal“ und „instrumental“ bis in die Zeit um 1800. Zu seinem Münchner Schülerkreis gehörten unter anderem Klaus Aringer, Claus Bockmaier, Fred Büttner, Bernd Edelmann, Issam El-Mallah, Franz Körndle, Birgit Lodes, Thomas Rösch, Konrad Ruhland und Bernhold Schmid. Zum 65. Geburtstag widmeten ihm 29 Fachkolleginnen und -kollegen eine Festschrift mit dem Titel „Altes im Neuen“ (herausgegeben von Bernd Edelmann und Manfred Hermann Schmid); zu seinem 80. Geburtstag gaben Claus Bockmaier und Bernhold Schmid unter dem Titel „Musikgeschichte in Zusammenhängen“ einen Band mit dem Wiederabdruck zahlreicher Aufsätze heraus. Seit 1959 war Göllner mit der amerikanischen Musikwissenschaftlerin Marie-Louise Göllner-Martinez verheiratet, die eine Professur an der UCSB in Kalifornien innehatte. Santa Barbara wurde nach 1997 auch zu Göllners Wahlheimat. Nach mehrjähriger Krankheit ist Theodor Göllner dort am 31. Dezember 2022 im Alter von 93 Jahren verstorben, sechs Monate nach seiner Frau. Das Institut für Musikwissenschaft der LMU München ist ihm für sein Wirken zu großem Dank verpflichtet und wird ihm ein ehrendes Angedenken bewahren.