Institut für Musikwissenschaft
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Wie und wo suche ich Literatur zu einem bestimmten Thema?

Grundsätzlich gilt es beim Umgang mit wissenschaftlicher Literatur zwei Bereiche zu unterscheiden, die sich grob als Recherche auf der einen und Beschaffung auf der anderen Seite benennen lassen. Aufgabe der Recherche selbst ist es vor allem Kenntnis davon zu erlangen, was zu einem bestimmten Thema geschrieben und gedruckt wurde, also die prinzipielle Existenz der Literatur nachzuweisen. Erst wenn dies erledigt ist und völlig klar ist, welche Titel in Frage kommen, kann man daran gehen, diese Publikationen auch zu beschaffen, das heißt Orte zu finden, an denen sie zugänglich sind. Aufgrund dieser beiden Bereiche (zwischen denen es selbstverständlich Überschneidungen gibt) unterscheiden wir im Folgenden Findemittel (z. B. Bibliographien) einerseits und Bestandsverzeichnisse (z. B. Bibliothekskataloge, Online-Datenbanken) andererseits.

Die Recherche

In der Recherche unterscheiden wir systematisches und unsystematisches Vorgehen. Die Auswertung von Literaturverzeichnissen bestehender Arbeiten, etwa von Lexikonartikeln, aber auch von Monographien, bietet oftmals die wichtigsten Titel zu einem Komponisten oder einem größeren Themenfeld und lohnen stets die Überprüfung. Allerdings gilt es dabei es zwei Nachteile zu beachten, die diese unsystematische Art der Recherche mit sich bringt: Zum einen handelt es sich gerade bei Bibliographien in Lexika in der Regel nicht um thematisch eingegrenzte Listen, sondern vor allem um Aufzählungen von Überblickswerken, die im Zweifel zwar interessant, aber für Ihr spezielles Thema wenig ergiebig sein könnten. Zum anderen bilden diese Listen natürlich immer nur den Forschungs- und Literaturstand bis zur Publikation des Lexikons usw. ab. Um an neuere Literatur, die in jedem Fall auch Beachtung finden muss, zu gelangen, muss also eine zusätzliche Strategie angewandt werden.

(Vollends unsystematisch – und doch oftmals umso lohnenswerter – wird es, wenn Sie nicht nur die Literaturverzeichnisse von Lexika, sondern etwa die Bibliographien von Monographien heranziehen, die ‚Ihren‘ Komponisten oder verwandte Themen behandeln und oftmals Hinweise in völlig andere Richtungen liefern, die man selbst noch nicht bedacht hatte.)

Aktuelle Literatur zu einem Thema findet man am besten über fachspezifische Bibliographien und Datenbanken, die eine systematische Suche zu bestimmten Stichwörtern und Themen erlauben. Die beiden bekanntesten und umfassendsten sind Répertoire International de Littérature Musicale (RILM) und die Bibliographie des Musikschrifttums (BMS). Der RILM verzeichnet einen großen Teil der seit 1967 erschienenen internationalen Zeitschriftenliteratur zur Musikwissenschaft, aber auch Monographien und Sammelwerke. Die BMS leistet ähnliche Dienste für den deutschen Sprachraum. Es lohnt sich immer, beide Datenbanken parallel zu nutzen, auch wenn sich die Ergebnisse teilweise überschneiden werden!

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von themenspezifischen Katalogen, Bibliographien und Spezialverzeichnissen. Eine Auflistung digitaler Bibliographien findet sich in den Datenbankbereichen von Universitätsbibliothek und Bayerischer Staatsbibliothek. Eine umfangreiche Sammlung musikwissenschaftlich interessanter Inhalte ist über die Muwilinks verfügbar.

Datenbanken wie RILM und BMS sind (zwar nicht ausschließlich, aber vor allem) für den Nachweis von unselbständiger Literatur, also von Aufsätzen, Rezensionen und anderen wissenschaftlichen Kleinformen zuständig. Sucht man nach aktuellen selbständigen Publikationen (zunächst noch unabhängig von ihrer ortsgebundenen physischen Präsenz), so nehmen die unten aufgeführten Online-Kataloge eine Doppelfunktion ein. Sie weisen Literatur nach und ermöglichen zudem unmittelbar die Beschaffung des gewünschten Titels. Dabei verzeichnen Bibliothekskataloge freilich immer nur die Literatur, die die Bibliothek in ihrem Besitz hat. Neuere Publikationen werden aber unter Umständen erst mit Verzögerung angeschafft, sodass man sich nicht blind auf die Ergebnisse einer OPAC-Recherche verlassen sollte, sondern immer auch größere Kataloge miteinbeziehen sollte (siehe auch unten bei “Fernleihe”).

Wie finde ich Quellen?

Für Arbeiten im fortgeschrittenen Studium kann es nötig (oder zumindest wünschenswert) sein, sich nicht nur auf leicht greifbare, edierte Musik oder Quellen und auf Sekundärliteratur zu verlassen, sondern dem klassischen Ruf des Historikers „ad fontes“, „zu den Quellen“ zu folgen. Oftmals sind diese nicht gemeinsam mit den modernen Druckwerken in Katalogen verzeichnet, sondern bestenfalls in eigenen Datenbanken, schlimmstenfalls auch nur über Zettelkataloge und Findbücher ans Licht zu bringen. Einige Online-Datenbanken erleichtern das Leben des Forschers hier erheblich:

Für Musikalien, vor allem für seltene Drucke, einschlägig ist Répertoire International des Sources Musicales (RISM). Ein zentraler Handschriftenkatalog, der auch nicht-musikalische Dokumente verzeichnet, ist Kalliope. Die BSB bietet abseits von Autographen und Nachlässen umfangreiche Bestände seltener Drucke vor allem der frühen Neuzeit, die über die BSB-Hauptseite auffindbar sind. Eine Bestellung ist hier in der Regel nicht einfach über einen OPAC möglich, sondern muss bei der Musikabteilung persönlich angefragt und begründet werden.

Seit einigen Jahren verfolgen mehrere Bibliotheken umfangreiche Digitalisierungsprojekte. Es lohnt sich, die Augen im Internet nach solchen Angeboten offen zu halten, hier gibt es viel zu entdecken, Tendenz: stetig steigend! Eine Einstiegshilfe bietet die Virtuelle Fachbibliothek (ViFa) Musik.

 

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