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Auswertung wissenschaftlicher Literatur (Exzerpt)

Wissenschaftliche Literatur liest sich in aller Regel nicht bei einer Tasse Tee vor dem Zu-Bett-gehen. Sie will ausgewertet werden. Welche Methode Sie dabei bevorzugen, bleibt letztlich Ihrem Geschmack überlassen. Manche Leserin liest mit größtem Gewinn, in dem sie auf dem Papier anstreicht, markiert und kommentiert (was freilich nur in einer Kopie möglich ist, denn das Anstreichen in Bibliotheksbänden ist Sachbeschädigung und verbietet sich schon aus Respekt vor späteren NutzerInnen), während manch anderer sich ausführliche Lektürenotizen lieber in einem separaten Dokument macht. Für eine gewinnbringende Lektüre sollten zwei Faktoren jedenfalls gegeben sein: Einerseits sollten Sie das Gefühl haben, die Struktur eines Textes und seine wesentlichen Punkte erfasst zu haben. Andererseits sollten Ihre Lektüre-Ergebnisse dauerhaft zugänglich sein und nicht nur Ihrem Kurzzeitgedächtnis zur Verfügung stehen. Einen einmal gelesenen Text sollten Sie sich in seinen zentralen Thesen mit Hilfe Ihre Aufzeichnungen in kurzer Zeit wieder aneignen können.

Ein Konzept, dass sich als Lektüre-Begleiter bewährt hat, ist das Exzerpt. Darunter versteht man die Wiedergabe eines Textes in Kurzform, die die inhaltliche Struktur eines Textes erkennen lässt, seine wesentlichen Argumente mit Belegstellen nennt und wichtige Formulierungen des Textes festhält, aber auch die Möglichkeit bietet, eigene Kommentierungen, Fragen und Gedanken aufzuschreiben.
Ziel des Exzerpierens sollte es sein, den Text selbst später nicht mehr zu Hand nehmen zu müssen, um sich seine Argumente (und auch die dafür herangezogenen Quellen) zu vergegenwärtigen, sondern alle nötigen Informationen direkt der eigenen Zusammenfassung entnehmen zu können.

Achtung: Am hilfreichsten sind Exzerpte im Hinblick auf eine Arbeit (Referat usw.) dann, wenn sie unter einer bestimmten Leitfrage gelesen werden. Das erleichtert nicht nur die Lektüre selbst, da Argumente innerhalb eines Textes anhand einer konkreten Fragestellung leichter zu begreifen sind und nicht durch Exkurse und Seitenstränge „verwässert“ werden; es macht das Exzerpt auch praktischer für die weitere Verwendung, da es die für das Thema relevanten Passagen explizit berücksichtigt und die Zusammenfassung nicht mit Nebenschauplätzen belastet.

Ein Exzerpt – dies gilt zum Teil aber auch für eine abgelegte Kopie eines Textes – enthält:

  • die vollständige bibliographische Angabe des Textes,
  • die Signatur des Textes in der von Ihnen benutzten Bibliothek,
  • ein nach der Lektüre verfasstes Abstract, das die Fragestellung und These des Textes in eigenen Worten prägnant zusammenfasst,
  • v. a. beim Exzerpieren am PC eine Liste von Schlagwörtern, mit deren Hilfe sich Texte später leicht sortieren oder bestimmten Themenfeldern zuordnen lassen,
  • die für die jeweilige Fragestellung wichtigen Passagen des Textes, stets mit genauer Seitenangabe. Vorsicht:
  • Im Exzerpt wird paraphrasiert und sinngemäß wiedergegeben. Wörtliche Zitate sind nur bei besonders prägnanten Formulierungen sinnvoll, andernfalls führen sie leicht zu “blinder” Übernahme.
  • Ein Exzerpt ist keine Liste zu Stichwörtern! Formulierungen von Argumenten in ganzen Sätzen helfen beim Verstehen und beim Memorieren.
  • Ein Exzerpt ist keine Satz-für-Satz-Nacherzählung! Es geht darum, den Text für spätere Nutzung schnell zugänglich zu machen, nicht, ihn im Detail zu reproduzieren.
  • weiterführende Literaturangaben, die dem Text entnommen wurden,
  • eigene Gedanken und Kommentare zum Text, die klar als solche gekennzeichnet sein müssen,
  • eine kurze Bewertung der Brauchbarkeit des Textes im Hinblick auf die jeweilige Fragestellung.

Das Exzerpt hilft, den Inhalt und die Argumentationsstruktur des ausgewerteten Textes besser zu erfassen und die Erträge der Lektüre übersichtlich zusammenzustellen. Bei der Abfassung einer Arbeit kann man mithilfe der Exzerpte stets seitengenau rekonstruieren, woher das von Ihnen referierte Material stammt. Sinnvoll ist es, sich für Exzerpte eine Vorlage zu erstellen, um stets mit der gleichen Struktur arbeiten zu können. Am Ende dieser Seite finden Sie in der „Download“-Sektion eine solche.

Beim Exzerpieren bzw. Zusammenfassen ist es hilfreich, sich von der Struktur leiten zu lassen, die die/der AutorIn seinem Text (hoffentlich) gegeben hat. Wenn der Text eine klare Gliederung (etwa in nummerierte Abschnitte) aufweist, so sollten diese auch im Exzerpt erkennbar sein und der Gliederung dienen. Für die Zusammenfassung sollte man sich dann etwa fragen: Was steht im gerade gelesenen Abschnitt? Hat man sich den Gehalt kleinerer Abschnitte vor Augen geführt, kann man sich auf größere Passagen verlegen und Abschnitte mit den Zusammenhängen in Beziehung setzen: Was steht auf der einzelnen Seite, was im Kapitel oder Gliederungspunkt? Gute wissenschaftliche Texte enthalten eine klare innere Struktur, die man sich beim Lesen stets klar machen sollte!

 

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